Der Keilberg und seine Aufstiegswege
von Bez. Schulinspektor A. Stephan, Joachimsthal
aus der Zeitung “Mei Erzgebirg” 1927
Der Keilberg und seine umgebende Bergwelt
Nicht zu Unrecht wird der höchste Gipfel des Erzgebirges, der Keilberg, der “König der Berge” genannt. Nicht allein seine Höhe von 1244 m spricht für diesen Namen, sondern auch seine Lage. Ja man kann ihn nicht nur den König der Berge im Erzgebirge nennen, er ist es auch auf heimatlichem Boden für ganz Westböhmen.
Wie schön beschreibt der Dichter Karl Viktor R. v. Hansgirg in seinem Manuskript “Bilder aus dem böhmischen Erzgebirge” dieses wilde und sagenreiche Gebirge mit seinem Keilberge: “Jähr aufsteigende untrennbare Wände – von Ferne betrachtet – wahre Zyklopenmauern türmen sich gewaltig auf, in denen zum großen Teil die Schönheit des Gebirges liegt. Es sind die lauschigsten Schluchten und Täler, die, das Ansteigen der Berglehne unterbrechend, sich gegen den Gebirgsstock hinanziehen, oder aber in ihren dunklen tiefen verbleiben. Von stundenlangen Dörfern belebt, von lebendig stürzenden Gebirgsbächen oder sprudelnden Rinnsalen, welche nach der Eger, Wistritz und Biela drängen, durchzogen, von einer unkräftigen, vegetationsreichen Natur angeweht, - sind sie eigentlich die verborgenen Schatzkammern der landschaftlichen Pracht. Die lohnendsten Standpunkte in landschaftlicher Beziehung sind dort, wo man die Fernsicht vor sich, den Reiz der Schluchten und Täler um sich, und die Waldregion unmittelbar unter sich hat, während der Blick über die Gegend streift.”
Und einen dieser herrlichen Standpunkte bildet der Gipfel des Keilberges.
Wie ein König thront er in seinem Reiche, umgeben von seinen Basalten. Sein um 31 m kleinerer königlicher Bruder, der “Fichtelberg”, beherrscht nördlich von ihm im Nachbarlande Sachsen den Bereich des Erzgebirges. Westwärts von ihm erhebt sich sein treuer Diener, der sagenreiche “Spitzberg” mit 1111 m, der Berherrscher des Moorgebietes, der sich der Sage nach nur dem öffnet, der die Wunderblume, die alle hundert Jahre an seinem Fuße blüht, findet. In südlicher Richtung steht als Vorposten der “Braunstein” der die Eingangspforte in der herrliche Tal bildet, in welchem sich die Kurstadt St. Joachimsthal ausbreitet. Im Osten blickt zu seinem Beherrscher der Wirbelstein (1081m) und noch weiter östlich, majestätisch als kleiner König in seinem Lehensstaat, der Kupferhügel mit 913m mit seiner alten historischen Kapelle und mit dem schönen Unterkunftshaus, der wohl manches aus dem alten Bergmannsleben der vorigen Jahrhunderte erzählen könnte. Aber auch im Westen seines Reiches hat der Keilberg seine treuen Wächter. Da sind dies mit schönen Aussichtstürmen und Unterkunftshäusern gezierte Berggipfel, so der Pleßberg (1017m) bei Abertham, der Plattenberg bei Platten (1042m), der Peindlberg (1000m) bei Neudeck und der lange Rücken des Wölfling. Alle winken ihrem Berherrscher ihre Treugrüße zu. Will der König sein Reich übersehen, so lichtet sich der Himmel und bei hellklarem Sonnenschein blickt er weit ins Land. Da grüßen aus dem Nachbarreiche Sachsen im Norden der Bärenstein (898m), ferner der Pöhlberg, an dessen Fuße die schöne Stadt Annaberg und noch viele Ortschaften Zeugnis geben von der Erwerbstätigkeit der Erzgebirgler. Im Südosten zeigt sich das Duppauer Gebirge über dem Egertale mit seinen Kuppen; über die Ruine Engelhaus hinweg steigt der Rücken des Teplergebirges herauf und selbst die letzten Ausläufer des Böhmerwaldes, der Wolfsberg bei Mies und der Pfraumberg bei Tauchau mit ihren herrlichen Ruinen blicken erfurchtsvoll zu dem gewaltigen Riesen des Erzgebirges herauf. Wie im Süden, Norden und Westen den König die Gripfel der Berge grüßen, so breitet sich im Südosten das Egertal mit all seinen industriereichen Orten und Schatzkammern der Landwirschaft aus und zollt seinem mächtigen Herrscher stille Ehrfurcht.
Die Anstiegswege....
von Norden die Bahnstationen....Ober-od. Unterwiesenthal, Rittersgrün, Weipert od. Schmiedeberg
von Osten die Stationen....Kupferberg, Pürstein, Warta
von Süden die Stationen....Wickwitz, Schlackenwerth, St. Joachimsthal, Ober- und Unterbrand
vom Westen die Stationen....Bärringer, Platten, Merkelsgrün, Johanngeorgenstadt oder Breitenbach
Wegbeschreibungen von Norden
1. der bequemste Weg vom Bahnhof St. Joachimsthal
Vom Bahnhof, durch die Stadt bis zum Seidl´s Gasthaus “Spitz”, Nadlerhäusl, Straße, Fußweg, Straße nach Gottesgab, Sonnenwirbelhäuser, Keilberg
2. Waldweg
Ein schöner Waldweg führt vom Marktplatz bei der Apotheke zum Forsthause “Hut” über die “Pfarrwiese”, dann längs eines ehemaligen Wassergrabens ins Elbeckental, aus diesem steil aufwärts zu den beiden “Unruh”-Häusern und von da entweder
a) steil weiter zu den Sonnenwirbelhäusern zum Keilberg
b) als “Waldweg” direkt zur Höhe des Keilberges
3. der kürzeste Weg
von St. Joachimsthal auf den Keilberg ist der von ehemaligen “Bockstollen” aus. Er führt vom Bahnhof im rechtsseitigen Tale “Zeileisengrund” bis zur Brücke vor der Tabaktrafik, übersetzt das Bahngeleise, tritt dann in den Wald ein und mündet auf der Höhe in den Weg von Dörnberg ein
4. der “steinerne Weg”
An der Tabaktrafik und dem dahinter liegenden Zeileisenteich vorbei zur Talgabelung, im rechtsseitigen Tale weiter bis unmittelbar vor dem “Sächsisch-Edelleutstollen”. Vor dort steigt der Rußweg an der Lehne aufwärts, trifft auf den unter 2. genannten 2Waldweg” und führt nach jäher Wendung zur Höhe.
5. Auf dem unter 4. angegebenen Weg vom Bahnhof bis zum “Sächsisch-Edelleutstollen”, dann aber an diesem vorbei im Elbeckental mäßig ansteigend bis oberhalb des Forsthauses Elbecken zur Einmündung in den unter 2. beschriebenen Weg beim Beginn des steilen Anstieges zu den Unruhehäusern.
6. Vor der Talgabelung hinter der Tabaktrafik führt im linksseitigen Tage ein angenehmer Promenadenweg am Ufer des rauschenden Waldbaches zur Restauration “Rauschererb” und oberhalb derselben entweder
a) links nach Überquerung des Baches zur Pfarrwiese oder
b) auf derselben Seite zum sagenreichen “Grauen Stein” und weiter zur ehemaligen Wasserleitung, in beiden Fällen also zur Einmündung in den unter 2. beschriebenen Weg.
7. vom Bahnhofe St. Joachimsthal
rechts abbiegend über das Bahngeleise, dann an der Lehne aufwärts bis zur Höhe des Galgenberges, wo die Straße jäh umbiegt und nach Dörnsberg führt. Oberhalb dieser Ortschaft tritt der Weg in den Wald ein und leitet in gerader Richtung zum Keilberge. Dieser Weg dient im Winter als Roder- und Hörnerschlittenbahn.
8. Von der Bahnhaltestelle Oberbrand
die Staatsstraße aufwärts bis oberhalb der Restauration “Trinksmühle”, dann unter dem Bahnviadukt rechts abbiegend in das Seitental des Dörnberger Baches (Schindergründel) nach Dörnberg, weiter wie 7.
9. Von Schlackenwerth
die Staatsstraße aufwärts durch Unterbrand nach Oberbrand, unterhalb der Fritsch-Mühle abzweigend nach Arletzgrün, dann an der östlichen Lehne des Dörnberger Tales (Gasthaus 2zur schönen Aussicht”) weiter über den “Schwarzfels” zum Keilberg.
10. Von Schlackenwerth
auf der Staatsstraße durch Unterbrand und oberhalb des “Eisenhammers” rechts abzweigend nach Weidmesgrün, dann aufwärts durch Honnersgrün zum Gasthaus “zur schönen Aussicht” und weiter wie unter 9.
Wegbeschreibungen von Westen
11. Von Merkelsgrün
über Lindig, Mariasorg, der Straße nach und vom Kloster den Fahrweg bis zum Kreuz auf der Höhe, dann links abzweigend nach Norden über Forsthaus “Ziegelhütte” zur Staatsstraße und weiter nach Gottesgab, Sonnenwirbelhäuser zum Keilberg
12. Von Börringen
über Abetham der Straße entlang am Fuße des Pleßberges vorbei, über Werlsberg nach Gottesgab und dann Weg 1
13. von Platten
der Straße nach am Plattenberge vorbei über Seifen, Försterhäuser, Gottesgab und dann Weg 1 dem Keilberge zu
14. Von Johanngeorgenstadt
bzw. Breitenbach auf der Straße über Zwittermühl dem schönen Schwarzwassertal entlang nach Seifen und weiter wie 13
Wegbeschreibungen von Norden
15. von Rittersgrün
der Straße nach über Goldenhöh, Försterhäuser, Gottesgab und dann Weg 1
16. von Rittersgrün
über Ehrenzipfel dem Pählwassertal entlang über zweibach und von hier entweder
a) über den Fichtelberg, Neues Haus, Sonnenwirbelhäuser oder
b) von Zweibach über Tellerhäuser, Neues Haus, Sonnenwirbelhäuser, Keilberg
17. von Weipert
auf der Staatsstraße nach Neugeschrei, Böhm. Hammer, Hofberg, Waldschlössel bis zur Keilbergstraße (Weg1) Vom Gasthause Hofberg geht links von der Straße ein Weg gerade auf den Keilberg
18. Oberwiesenthal
über Forsthaus “Parthum” auf die Staatsstraße und entweder
a) dieser entlang bis zur Keilbergstraße (wie 17) oder
b) Waldschlössel, Keilberg oder
Oberwiesenthal, Böhm. Wiesenthal, Straße nach Hofberg, Keilberg
19. von Böhm. Wiesenthal wie 18
20. vom Bahnhof Schmiedeberg, beim Wächterhaus die Bahn übersetzend, die Straße nach Stolzenhain, Hofberg und weiter wie 17 (Die Schleifen der Straße lassen sich durch Waldwege abschneiden; die erste Schleife im Walde vor dem Forsthause Kalkofen, die zweite bei der Brücke links und die dritte Schleife rechts durch den Wald
20. von Schmiedeberg,
Bahnhof Kalkofen, Forsthaus Drahtmühle, Stolzenhain weiter wie 17
21. von Schmiedeberg Stadt,
Böhm. Hammer, dann weiter wie 17
Wegbeschreibungen von Osten und Süden
23. Kammweg
Von Kupferberg am Fuße des Kupferhügels auf der Straße nach Oberhals, Mauthaus, Hofberg, dann weiter wie 17
24. Vom Bahnhof Pürstein,
Weigensdorf, Forsthaus und beim Wegweiser rechts nach Königsmühle, Stolzenhain, nach Hofberg und weiter wie unter 17
25. Von Wotsch an der Eger
durch das Rummelbachtal nach Weigensdorf und dann wei unter 24
26. Von der Bahnstation Warta a.d.E.
Durch das Hölltal, am “Himmelstein” vorbei nach Germesgrün, Hüttmesgrün, Gasthaus “Fuchsstein”, Mauthaus, Hofberg und weiter wie 17
27. vom Bahnhofe Warta
zunächst auf der Straße flußaufwärts, dann rechts abbiegende Straße nach Hauenstein, durchs Grünbachtal westlich von Hüttmesgrün bis zur Einmündung in den Weg von Börnberg
28. Vom Bahnhofe in Wickwitz
über Damitz nach Schönwald und dann über Hermesgrün ins Dörnberger Tal und weiter wie unter 9
Am Keilberg:
Wanderer von Nah und Fern, hast du den Gipfel des Keilberges erreicht,
so genieße die herrliche Aussicht vom Aussichtsturme
besuche das erstklassige Berghotel dessen letzter Anbau der “Müller-Saal” erst übergeben wurde. Das Hotel besitzt somit 3 Säle, 80 Fremdenbetten, Zentralheizung, von Prager Wasseruntersuchungsanstalt geprüfte Reinheit des Trinkwassers.
Ständige Konzert-Auftritte einer Künstlerkapelle
preiswerte und ausgezeichnete Küche des Hoteliers Wohlrab
Bis zum Jahr 1903 nur Sommerbetrieb
Edmund Wohlrab vom Keilberg und Wenzel Hieke vom Fichtelberg unternahmen im Winter 1902/03 eine Reise zur Erforschung des Wintersportes. Hörnerschlittenfahrer aus dem Riesengebirge wurden geholt und es entstanden als erstes drei Hörnerschlittenbahnen.
Nach dem Stillstand durch den Krieg erfuhr der Keilberg danach einen Aufschwung durch die Skifahrt. 1906 und 1907 wurden Militärskikurse abgehalten, und nach Errichtung der
Keilbergsprungschanze erreichte der Keilberg Europaruf !