In Kompagnie (Urheber unbekannt) | |
Wenn das Frühjahr in das Land zog, sah man vielfach Reischdorfer herumziehen, welche in Töpfchen gepflanzte Nelkenstöcklein zum Verkaufe feilhielten. Mitunter waren diese mit Zetteln beklebt, auf denen klangvolle Namen, wie Napoleonsnelke, Kaisernelke u.a. standen. Einst kamen zwei solche Reischdorfer Händler, welche ihr Geschäft gemeinsam, "in Kompagnie", betrieben, in einen sächsischen Ort. Einer von Ihnen verkaufte auch dem dort wohnenden Förster ein paar solcher Stöcklein. Als sie aufgeblüht waren, bemerkte der Waidmann, daß es ganz gewöhnliche Nelken waren.
Im nächsten Frühlinge kamen beide Händler in den nämlichen Ort. Als der eine zum Forsthaus kam, sagte der Jäger, er möge nur in die Wohnung kommen, denn er wünsche wieder ein paar Stöcklein zu kaufen. Kaum war der Reischdorfer aber in das Zimmer eingetreten, ergriff der Förster den an der Wand hängenden Rehziemer und verabreichte dem Erschrockenen eine tüchtige Tracht Prügel, so Rache übend für die im Vorjahr gelieferte schlechte Ware. Am Abend trafen sich beide Händler im Gasthause. Da sagte der gezüchtigte zu seinem Gefährten: "Sei so gut und gehe einmal zum Förster hinüber, er will gerade diese Sorte, die du hier hast, mir ist sie ausgegangen." Schnell war dieser an Ort und Stelle, woselbst sich dasselbe Schauspiel wiederholte. Zurückgekehrt erzählte er sein Mißgeschick. Da sagte der andere: "Tröste dich, mir ist es nicht besser ergangen." - "Nun, warum hast du mich dann hinübergeschickt?" war die Antwort. - "Ja", meinte dieser, "wir haben unser Geschäft in Kompagnie und was der eine verdient, gebührt auch dem anderen." Quelle: 'Ortskunde von Reischdorf' von Ernst Fischer |