Geschichte des Bergbau im Böhmischen Erzgebirge

Dr. Jaroslav Hrabanek (Mainz)

teilweise Abschrift: Eveline Frank
https://www-user.tu-chemnitz.de/~fna/16hrabanek.pdf

Pressnitz (Prisecnice) Silber, Eisenerz, Uran

Wahrscheinlich schon Anfangs des 14. Jhdts entstand am sog. Kremsiger oder Bremsiger bei Silberlagerstätten im Tal des Pressnitz-Baches eine Bergmanns-Siedlung, die sich schnell ausbreitete. Im Jahr 1335 war sie schon ein Städtchen. Gegen 1341, während der Regierung des Königs Johann von Luxemburg, wurde Pressnitz als Bergmanns-Siedlung mit Silberbergbau bekannt. Außer dem Silber wurden hier auch etwa Eisenerze aus Skarnlagerstätten gefördert. Die Silbergruben gaben von Anfang an so große Mengen Silber, daß 1341 – wahrscheinlich durch königlichen Erlaß – eine „Münzstätte am Kremsiger (Bremsiger)“ errichtet und hier wahrscheinlich Prager Groschen geprägt wurden. Auch Kaiser Karl IV erwähnt in seiner Lebensbeschreibung Minerarum Wresnicesium großen Reichtum an Silber in der Umgebung von Pressnitz. Im Jahre 1418 wurden dem Grubenbesitzer Heinrich von Plauen durch König Wenzel IV. Alle Rechte aberkannt und die Stadt in die Hand von Nikolaus von Lobkowitz übergeben. Im Jahr 1420 wurde Pressnitz zum Städtchen erhoben.

Im Jahre 1428 wurde die Stadt Pressnitz am Kremsiger von Hussiten und sächsischen Soldaten vernichtet und erst Anfang des 15.Jhdt,, ca 4 km Süd-Ost vom alten „Kremsiger“, wieder neu aufgebaut. Heinrich Cramer von Clauss besaß in Pressnitz von 1515-1599 die gesamten Silberbergwerke. Im Jahr 1545 übernahm Kaiser Ferdinand I. Den Besitz der Pressnitzer Herrschaft mit allen Gruben und erhob am 25.5.1546 Pressnitz zur Königlichen Bergstadt, mit allen Rechten und Privilegien. Weitere Privilegien wurden von König Maximilian II. 1570 und König Rudolf II. 1580 erteilt. Schon im Jahre 1583 hat der Wert der Wert der hier geförderten Eisenerze den Wert der Silberförderung überstiegen, so daß diese in Pressnitz und Umgebung eingestellt werden mußte. Zu dieser zeit waren im Pressnitzer Gebiet in „Sorgental“, Pleil, Christophhammer noch Schmelzhütten in Betrieb.

Ausgedehnte Eisenhütten befanden sich auch außerhalb der Herrschaft Pressnitz an der Sächsischen Grenze. Der 30-jährige Krieg hat die Pressnitzer Gruben fast ruiniert. Trotzdem wurde aus den Gruben während der ganzen zweiten Hälfte des 17 Jhdt. Und in der ersten Hälfte des 18 Jhdtr. Eisen abgebaut. In den Jahren des Siebenjährigen Krieges hat sich diese bergbauliche Entwicklung nicht fortsetzen können. Im Jahr 1770 brach im ganzen Erzgebirge die Hungersnot aus, und die Arbeiten in den Berggruben kamen praktisch zum Stillstand. Daß die Eisenförderung im mittleren Erzgebirge nicht nur im Mittelalter, sondern bis zur Hälfte des 19.Jhdt außergewöhnliche Bedeutung hatte, beweisen die Belege über die hoch entwickelte Metallurgie in diesem Gebiet. Noch im 19. Jhdt. wurde in Pressnitz und Umgebung Bergbau sporadisch betrieben. Im Jahre 1954 richtete sich die Erzerkundung des Mittleren Erzgebirges gezielt auf Fluorit und Baryt.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von 1954 – 1956 nördlich und nordwestlich von Pressnitz durch die Joachimsthaler Bergwerke (Jachymovske doly n.p.) geophysikalische Prospektion durchgeführt. Dabei wurden Urananomalien festgestellt, und man begann in mehreren Schurfschächten (von 10 bis 44 m Tiefe) nach Uran zu suchen. Die Uranprospektion wurde von 1959 – 1963 fortgesetzt. Nördlich und nordöstlich der Ortschaft Reischdorf (Rusova) wurden wieder Schurfschächte von 10 bzw. 18m Tiefe ausgeschachtet. Auf Grund der positiven Uranproduktion wurden auch Bohrungsarbeiten durchgeführt. In der Strukturbohrung Nr. 257 in Pressnitz wurde z.B. das erste Mal im Erzgebirge in einer Tiefe von 915 m der Kontakt zwischen Paragneisen und Granit von mittel-grober Körnung dokumentiert. Am Ende aller Prospektionsarbeiten stand ein Projekt zur Erweiterung des Schachtes Nr. 62 bis in 250 m Tiefe. Durch Bergbauarbeiten wurden aber nur nineralogisch interessante Mengen von Uran festgestellt, die weiteren Arbeiten deshalb am 1.April 1963 beendet.

Im Herbst 1955 wurden durch die Firma Erzprospektion Teplitz (Rudny pruzkum Teplice n.p.) systematische magnetometrische Vermessungen des Geländes um Kupferberg – Schmiedeberg – Pressnitz durchgeführt. Die Vermessungen dauerten mit Unterbrechungen bis 1966. Insgesamt wurden 257 geomagnetische Anomalien festgestellt, von denen einige als verborgene Magnetit-Lagerstätten interpretiert wurden. Dabei konnten neue, noch unbekannte Magentit-Lagerstätten nachgewiesen werden. u. B. „Vaclav“, Pressnitz, Orpus, Kupferberg, Oberhals und Schmiedeberg. Die Lagerstätte „Vaclav“ hat man in den Jahren 1962 -1964 versuchsweise abgebaut und das geförderte Eisenerz nach Zulova in Schlesien transportiert, wo der Rohstoff für die Nutzung in der Schwereflüssigkeitsscheidung von Steinkohle in Ostrau aufbereitet wurde. Wegen Unrentabilität des Abbaus wurde das Bergwerk zum 31. Mai 1965 geflutet. Die bekannten Bergbauobjekte sind z.B. die Stolln „Wismut“, „Neu Wismut“, „Baumgartner“ und „Haus Österreich“. Das endgültige Bergbauende kam dann im 20 Jdht. Heute ist die Stadt Pressnitz vom Trinkwasser Stausee überflutet.

Reischdorf (Rusova) Eisen

Ortschaft Reischdorf lag ehemals am Gebirgskamm des Erzgebirges – 11,8 km nordwestlich von Kaaden (Kadan( und 0.5 km südlich von Pressnitz. Wann genau Reischdorf entstand, ist nicht bekannt. Am häufigsten wird jedoch angeführt, daß Reuzendorf, das spätere Reischdorf, zum ersten Mal im Jahr 1367 erwähnt wurde. Reischdorf gehörte ursprünglich zur Herrschaft Hassenstein und seit 1533 zur Herrschaft Pressnitz. In Reischdorf wurden Eisenerze aus der „Zeche Martin“ abgebaut. Nach dem Rückgang des Bergbaus, den der 30-jährige Krieg endgültig machte, versuchte man, den Bergbau zu erneuern. Im Jahr 1712 wurde sogar die „Zeche Martin“ wieder eröffnet. Die Förderung war zwar nicht von langer Dauer, so daß sich die Bewohner gezwungen sahen, andere Unterhaltsquellen zu suchen. So hat sich bald die Spitzenklöppelei verbreitet. Bei der geophysikalischen Prospektion 1959 – 1963 in der Umgebung von Pressnitz wurden nördlich und nordöstlich von Reischdorf positive Urananomalien festgestellt. Mit Schurfschächten von 10 bis 18 m Tiefe wurde nach Uran gesucht. Es konnte aber keine abbaubare Menge nachgewiesen werden, so daß man die Arbeiten beendete. Schließlich machte es sich notwendig, die Gemeinde Pressnitz u. Reischdorf für den Bau des Wasserwerkes vollständig abzureißen. Der Abbruch begann im Frühjahr 1973