Pressnitz (auch Preßnitz, cz. Prísecnice) lag am südlichen Hang des Erzgebirges in Böhmen an der Grenze zu Sachsen. Kaiser Ferdinand I. erhob die Stadt 1546 zur “Freien Bergstadt” mit ordentlichem Magistrat. Pressnitz war einer der denkwürdigsten Orte des Erzgebirges und wurde 1973/74 gemeinsam mit den Nachbarorten Reischdorf (cz. Rusová) und Dörnsdorf (cz. Dolina) für den Bau der Talsperre Pressnitz aufgegeben. Amtlich wurde Pressnitz am 30.6.1974 aufgelöst. Pressnitz lag auf einer Seehöhe von 725m an einer alten Pass- und Handelsstraße, die vom böhmischen Kaaden aus über den Erzgebirgskamm hinüber nach Sachsen führte. Der Stadtkern mit dem Schloss lag auf der linken Seite des nach Norden fließenden Pressnitzflusses, nach Westen Richtung Schmiedeberg ging es zum Vorwerk und zur Fischerzeche. Weitere wichtige Gebäude lagen etwas außerhalb der Stadt auf der rechten Seite des Flusses – der herrschaftliche Karlshof und das Brauhaus. Die beiden Nachbardörfer Reischdorf und Dörnsdorf schlossen sich unmittelbar an Pressnitz im Südosten und Süden an. Die Einwohnerzahl von Pressnitz lag nach dem Dreißigjährigen Krieg bei ca. 800-900 Personen (1651), stieg dann kontinuierlich auf über 4,000 Personen (1900), bevor sie bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs auf etwa 2,500 Personen zurückging. Nach dem Krieg und der Vertreibung der deutschstämmigen Einwohner verfiel Pressnitz zunehmend: 1947 hatte Pressnitz noch knapp 800 Einwohner, in den nächsten zwanzig Jahren wurden viele Häuser aufgegeben, so dass im Jahre 1970 nur noch knapp 400 Personen in Pressnitz lebten. Da sich Pressnitz im Bereich des geplanten Trinkwasserreservoirs befand, wurden die verbleibenden Einwohner zu Beginn des Baus der Talsperre umgesiedelt und der Ort aufgegeben. Wirtschaftlich lebte Pressnitz über viele Jahrhunderte vom Bergbau, die verschiedenen Handwerke in der Stadt unterstützten dabei den Bergbau – Zimmerleute, Sattler, Schmiede, Seiler. Nach dem Rückgang des Bergbaus begann man zunehmend, in Heimarbeit Spitzenwaren, Wirkwaren und Handschuhe herzustellen und diese im Hausierhandel zu verkaufen. Außerdem betrieben einheimische Fuhrleute Transporte von Getreide, Salz, Holz usw. zwischen den Städten Leipzig und Prag. Diese Tätigkeit kam jedoch nach der Inbetriebnahme der Eisenbahn 1872 schnell zum Erliegen. Ein einschneidendes Ereignis für Pressnitz war der Stadtbrand vom 1. August 1811 – von den rund 400 Häusern blieben dabei nur 66 stehen, und 11 Personen kamen unmittelbar in den Flammen ums Leben. Wie in vielen Orten der Gegend spielte im 19. Jahrhundert auch in Pressnitz das Musikwesen eine bedeutende Rolle. Die Besonderheit der Pressnitzer lag dabei im Harfenspiel, welches auf den von 1776 bis 1792 amtierenden Bürgermeister Ignaz Hubert Walter zurückgeht. Als kurz vor 1800 die in Pressnitz am 25. August 1764 geborene Harfenistin Anna Maria Theresia Görner mit reichlich Geld von einer Wanderung nach Leipzig zurückkehrte, löste dies in der Stadt und näheren Umgebung einen “Boom” aus: Musikgruppen und Einzelmusiker gingen “auf Tournee” in eine Vielzahl von Ländern; die Musikerin Elisabeth Walter (1795-1850) war später bei ihren Reisen sogar mit eigener Kutsche in Russland unterwegs. Selbst Karl May ließ im Buch “Von Bagdad nach Stambul” seinen Helden Kara Ben Nemsi in Damaskus auf eine Pressnitzer Musikgruppe stoßen. Mehrere historische Persönlichkeiten lebten in Pressnitz: Der auch “Robin Hood des Erzgebirges” genannte "erzgebirgische Soldat, Wildschütz, Schmuggler, Fabrikant und Lebenskünstler" (Wikipedia) Carl Heinrich Stülpner (1762-1841) lebte von 1820 bis 1828 in Pressnitz und heiratete auch hier. Der Musiker Leopold Knebelsberger (1814-1869) – Komponist des Andreas-Hofer-Liedes, der Tiroler Landeshymne – wohnte in Pressnitz von 1849 bis 1869. Der Raketenpionier Eugen Sänger wurde 1905 in Pressnitz geboren. Eine detaillierte Beschreibung von Pressnitz mit wichtigen Geschichtsdaten, Fotos etc. findet sich bei https://de.wikipedia.org/wiki/Prísecnice, bei
http://www.zanikleobce.cz und bei
https://books.google.de/books?id=ADVeAAAAcAAJ
2. Grund- bzw. Gerichtsbücher:
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