Dörnsdorf (cz: Dolina) war ein Straßendorf in unmittelbarer Nähe der Bergstadt Pressnitz
(cz. Přísečnice) im Erzgebirge in Tschechien an der Grenze zu Sachsen. Ebenso wie Pressnitz und der Nachbarort Reischdorf
(cz. Rusová) wurde Dörnsdorf 1973/74 für den Bau der Talsperre Pressnitz aufgegeben und alle Häuser abgerissen.
Dörnsdorf lag zu beiden Seiten der nach Norden fließenden Pressnitz und gliederte sich geografisch in zwei Teile: in die “Große Seite” westlich und die “Kleine Seite” östlich des Flusses – diese Unterscheidung findet sich schon in den Steuerlisten des Jahres 1619. Die umliegenden Fluren hatten Namen wie “Schwarzer Busch”, “Hammerle” oder “Dicke Höll”. Die Einwohnerzahl von Dörnsdorf lag nach dem Dreißigjährigen Krieg bei ca. 80 Personen (1651), stieg dann kontinuierlich auf über 1,100 Personen (1900), bevor sie bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs auf etwa 900 Personen zurückging. Nach dem Krieg und der Vertreibung der deutschstämmigen Einwohner verfiel Dörnsdorf zunehmend: 1947 hatte Dörnsdorf noch 170 Einwohner, in den nächsten zwanzig Jahren wurden viele der leerstehenden Häuser gesprengt, so dass im Jahre 1970 nur noch knapp 40 Personen in 9 Häusern lebten. Diese wurden zu Beginn des Baus der Talsperre umgesiedelt. Wirtschaftlich lebte Dörnsdorf im 17./18. Jahrhundert vom Bergbau und der eher kärglichen Landwirtschaft. Nach dem Rückgang des Bergbaus begann man zunehmend, in Heimarbeit Spitzenwaren, Wirkwaren und Handschuhe herzustellen und diese im Hausierhandel zu verkaufen. Außerdem betrieben einheimische Fuhrleute Transporte von Getreide, Salz, Holz usw. zwischen den Städten Leipzig und Prag. Dieses Tätigkeit kam jedoch nach der Inbetriebnahme der Eisenbahn 1872 schnell zum Erliegen. Wie in vielen Orten der Gegend spielte im 19. Jahrhundert auch in Dörnsdorf das Musikwesen eine bedeutende Rolle, und die Musikgruppen gingen “auf Tournee” in eine Vielzahl von Ländern. Vor allem ab 1850 wurde dann auch eine ganze Reihe von “Dörnsdorfern” im Ausland während der Musiktourneen geboren: Geburtsorte waren z. B. Bukarest/Rumänien, Sarajevo/Bosnien, Saloniki/Griechenland, Skopje/Mazedonien, Odessa/Russland, Alexandria, Port Said oder Kairo/Ägypten. Und Trauungen der Musikereltern aus Dörnsdorf sind notiert aus Athen, Saloniki, Beirut, Izmir, New York oder Singapur. Detaillierte Beschreibung von Dörnsdorf mit wichtigen Geschichtsdaten, Fotos etc. Quellen: Das Ortsfamilienbuch Dörnsdorf basiert auf drei Gruppen von Quellen: Kirchenbüchern, Grund- bzw. Gerichtsbüchern und Einwohnerlisten/Steuerlisten: 1. Kirchenbücher: Dörnsdorf gehörte zur Pfarrei Pressnitz (cz. Přísečnice), die Kirchenbücher befinden sich im Archiv Leitmeritz (cz. Litoměřice) und sind online einsehbar (Signatur L125). Die Einträge für Dörnsdorf sind erfasst in den Kirchenbüchern für Pressnitz (1688-1799) und danach in eigenen Kirchenbüchern für Dörnsdorf (ab 1799):
2. Grund- bzw. Gerichtsbücher:
3. Einwohnerlisten/Steuerlisten:
Weitere Quellen für Dörnsdorf:
Kontakt:
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