Hofbildnismaler Heinrich Iser
ein Porträt anläßlich seines 60. Wiegenfestes
Zum 60. Geburtstage. Fern von der Heimat, in der deutschen Reichshauptstadt Berlin, konnte ein Meister der Heimat, der mit geschickter Hand Pinsel und Palette zu führen weiß, sein 60. Wiegenfest feiern:
Hofbildnismaler Heinrich Iser. Sein väterliches Haus ist in Reischdorf bei Preßnitz, fast auf der Höhe des Sandberg, knapp neben dem Eisenbahngeleise, und trägt die Hausnummer 5. Hier wurde Heinrich Iser am 20. April 1869 als das zwölfte Kind der Handelsleute Josef und Theresia Iser geboren.
Schon in der Volksschule wurde Oberlehrer Simon Horn auf den begabten Schüler aufmerksam und regte die Eltern zur Ausbildung des malertalentes an. Heinrich iser sollte Porzellanmaler werden und in Klösterle an der Eger in die Lehre treten. Zum Glück zerschlugen sich die Verhandlungen und Iser kam nach Prag.
Durch Vermittlung von Richard Ritter von Dotzauer, des Präsidenten der Handels- und Gewerbekammer in Prag, des Vizepräsidenten des Zentralkomitees zur Förderung der Erwerbstätigkeit der böhmischen Erz- und Risengebirgsbewohner, konnte Iser die von Dotzauer errichtete deutsche Kunstgewerbeschule in Prag besuchen, nach deren Absolvierung er eine Stellung in der Porzellanmanufaktur in Fünfkirchen in Ungarn fand.
Nachher übersiedelte er nach Wien und bildete sich zum freischaffenden Künstler aus. Aus dieser Zeit stammen die Ölbilder seiner Eltern, die noch heute ein Schmuckstück in der Wohnung der Schwester und des Schwager Iser in Preßnitz sind. Als einst Iser zum Besuche seiner Verwandten in Swinemünde weilte und dort einen alten Fischer malte, dessen Bildnis großes Aufsehen erregte, enstand der Wunsch, hier zu bleiben und er ließ sich in Stettin nieder, in welcher Stadt er 15 Jahre wirkte.
Im Jahre 1909 ging er nach Berlin un er besitzt dort in der Pariser Straße 23 sein Atelier. Seine Bildnisse zeichnen sich durch große Lebenstreue und Feinheit aus, so daß ihm die höchsten Fürstlichkeiten Deutschlands eherende Aufträge erteilten. In allen deutschen Landen hat der Name des Kunstmalers Heinrich Iser einen guten Ruf und Herrscher zeichneten ihn mir Orden und Medaillen aus.
Trotz seiner Bedeutung bleibt unser Landsmann stets seiner schlichten Erzgebirgsheiment eingedenk. Jährlich kehrt er zu seinen Lieben nach Reischdorf und Preßnitz zurück, um einige Tage in ihrem Kreise zu verleben.
Als im Jahre 1925 das Unterkunftshaus auf dem Kupferhübel erstand und die Erzgebirgsvereine Kaaden, Klösterle, Komotau, Kupferberg, Preßnitz, Pürstein und Schmiedeberg daran gingen, ihr Heim entsprechend auszuschmücken, da stellte sich auch Hofbildnismaler Heinrich Iser, Mitglied des Erzgebirgsvereines Preßnitz mit seiner Widmung, dem Ölbilde von Richard Ritter von Dotzauer ein. Das wertvolle Gemälde wurde am 1. Juli 1926 durch den Obmann des Erzgebirgsvereines Preßnitz im Beisein der Erzgebirgsvereine rund um den Kupferhübel feierlich enthüllt.
In Weipert hat Heinrich Iser den Handelskammerrat Vinzenz Bayer, den Ehrenbürger Emil Schmiedl und den Schriftleiter Karl Hofmann gemalt. Den Sitzungssaal des Rathauses in Graslitz schmückt das Tafelbild des Richard Ritter von Dotzauer, eines Gönners von Heinrich Iser. Hofbildnismaler Heinrich Iser steht auf dem Gipfel seines künstlerischen Schaffens. Möge er noch recht viel Schönes schaffen.
Ein Beitrag von Josef Hoßner, Oberlehrer
abgedruckt in der Zeitung “ Mei Erzgebirg' ” Jhrg. 1929