ein Artikel aus “der Gerichtsbezirk Pressnitz” von VS-Lehrer A. Magerl
Ein besonderer Tag – der 14. April 1779
Ein Ehrentag für einen Lehrer – ein Jubeltag für ganz Reischdorf
Die Schule Reischdorf hatte einen über die Grenzen hinaus guten Ruf. Sie wurde die “Pflanzschule” mehrerer tüchtiger Lehrkräfte, welche hier als Scholaren (Schüler) die erste Ausbildung genossen.
Kaiserin Maria Theresia, welcher Österreich die gesetzliche Regelung des Unterrrichtswesens zu verdanken hat, war zugleich ein leuchtendes Beispiel, wie diese hohe Herrscherin die Volksschule zu heben bemüht war. Um die Lehrer in ihrem Streben aufzumuntern und anzueifern, wurden besonders Pflichteifrigen goldene Gnadenpfennige verliehen.
Eins solche bis dahin “unerhörte” Auszeichnung wurde auch einem in Schuldienste ergrauten Ehrenmanne auf der Kameralschaft Preßnitz zuteil. Hier hatte
Franz Leopold Salzer,
ein Greis von 84 Jahren durch 62 Jahre das Lehramt in Reischdorf
mit unverdrossener Ausdauer und Hingebung versehen und sich zufriedengestellt mit dem Bewustsein, hunderte treuer Untertanen für den Staat großgezogen und mit nützlichen Kenntnissen für die Welt ausgestattet zu haben. Es gab keinen Insassen im Orte mehr, der nicht in dem greisen Biedermanne seinen Lehrmeister verehrt hätte.
Am 14. April 1779
traf ganz unverhofft der Schulrat Ferdinand Kindermann von Schulstein im Dorfe ein und veranstaltete eine feierliche Versammlung. Nach einer warmen Ansprache ging er daran, dem ehrwürdigen Lehrer das Zeichen der kaiserlichen Huld umzuhängen. Dieser aber, viel zu bescheiden und überwältigt von freudigen Dankesgefühlen, fiel auf die Knie und gewann nicht den Mut, die Auszeichnung anzunehmen. Tränen erstickten dem Greise die Stimme und kaum vermochte er einige Worte hervorzustammeln, wie es unglaublich sei, daß die erhabene Frau vom Throne auf einen so niedrigen Diener herabblickte.
Erst über eindringliches Zureden ließ sich der brave Lehrer bewegen, das kaiserliche Ehrenzeichen hinzunehmen und, nachdem der Schulrat ihn freundlich ermahnte, er könne sich mit Belassung seiner Stelle und Bezüge zur wohlverdienten Ruhe setzen, hatte der Überglückliche nur noch eine Bite: ihm wenigstens den Religionsunterricht zu belassen, dem er bis zu seinem nicht mehr fernen Tode getreulich obliegen wolle. Und die Freuden- und Dankesreden des greisen Schulmannes erglänzten in den Augen aller, die Zeugen dieser Weihestunden waren.
Das war ein seltener Ehrentag eines Lehrers,
ein Jubeltag für ganz Reischdorf und wie man lange sagte,
das erste und schönste Schulfest in unserer Gegend.
Das Wissen ist eine Großmacht geworden und wahr bleibt es:
Gute Schulen am rechten Platz
Sind allezeit ein großer Schatz;
Und zu Hause gute Zucht,
Mehr und zeitigt erst die Fruch.